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Donnerstag, 30. April 2020

Weihnachten kann einpacken … ein Blog-Beitrag von Juliane Schild

Weihnachten kann einpacken… 

Das war einer der Gedanken, der mir beim letzten Besuch in der sonst fast leeren Friedenskirche, an einem stillen Sonnabendnachmittag, im Angesicht der neuen Osterkerze, kam.

Das ist natürlich ein merkwürdiger Gedanke, allerdings nicht der Verrückteste, der mir in der letzten Zeit gekommen ist.

Ich habe mich zum Beispiel schon gefragt, ob es vielleicht bereits einen „Corona-Untergrund“ gibt, wo Friseurinnen heimlich ihre Kunden besuchen und ganz dezent schick machen oder ob sich in irgendwelchen Kellern oder Höhlen wieder Christen treffen, um im Verborgenen Gottesdienst zu feiern.

Ob ich sicherheitshalber 200 Euro bei mir tragen soll, nur für den Fall, dass ich demnächst, völlig unberechenbar, nicht mehr verhindern kann, jemanden öffentlich zu umarmen. Einfach so. Weil ich das Grüßen aus der Ferne satt habe. Aber Bargeld ist da ja nicht vonnöten, die Polizei nimmt EC-Cash.

Wie wir demnächst wohl Abendmahl feiern werden? Denn die Gewissheit, dass wir das wieder tun werden, lass ich mir doch nicht nehmen. Füllen wir den Traubensaft in Waffelbecher? Das wäre hygi-enisch und nachhaltig, denn eines steht fest – die Müllmengen wegen der sicherlich angebrachten vielfachen Benutzung von Einwegprodukten dürften beachtlich sein.

Ich fühle mich da gar nicht so einsam, ich habe den Eindruck, viele Menschen machen sich Gedanken und wahrscheinlich auch Sorgen, wie wir in einem wie auch immer aussehenden „Danach“ leben und miteinander umgehen werden. Werden wir mehr aufeinander aufpassen oder wird es eine Art „Befreiung der Ellenbogen“ geben und alle versuchen so schnell wie möglich, wieder alles zu erleben? Da ist viel Platz für Hoffnungen aber auch Befürchtungen.

Was hat das alles mit Weihnachten zu tun? Natürlich in dem Sinne erst einmal gar nichts.
Ich hatte eher ein Empfinden von Advent. Eine Woche nach Ostern. Das ist verrückt. Der HERR ist gerade auferstanden und ich warte schon wieder, dass ER kommt. Aber genau so fühlt es sich an. Dieses Sehnen, das Warten, dass es endlich soweit sein wird. Dass wir wieder Gottesdienste feiern. Dass wir uns wiedersehen. Ich kann mich an kein Weihnachten erinnern, auf welches ich mit solcher Vorfreude hingewartet habe. Wenn das kein Advent ist, kann Weihnachten von mir aus einpacken.

Dazu noch ein kleiner Gruß aus der Oberlausitz.
Als Zeichen der Hoffnung dienen dort mancherorts Herrnhuter Sterne. Das finde ich gar nicht verrückt, sondern mindestens genauso schön wie Regenbögen.




© epd-bild / Rainer Oettel     

(Dieser heutige Blog-Beitrag ist von Juliane Schild, eine der Lektorinnen in der Friedenskirche bei uns in Disteln.)

Mittwoch, 29. April 2020

500,- Euro für lau

Na, freuen Sie sich auch schon auf den 500,- Euro Einkaufsgutschein, den der Einzelhandelsverband HDE vom Bund gefordert hat, um die trübe Konsumstimmung in Deutschland aufzuhellen? Eine großartige Idee. Die zwei Tage vorher von einigen Grünen-Politikern geforderten Gutscheine in Höhe von nur 250,- Euro wären mir auch zu wenig gewesen.

Auch beim Autokauf können wir bestimmt schon bald sparen, wenn das vom VW-Chef geforderte Konjunkturprogramm für die Autoindustrie bald umgesetzt wird. Diese und weitere Geschenke, mit denen wir sicherlich in den kommenden Wochen überhäuft werden, können wir dann bei einem opulenten Essen mit reichlich Getränken in unserem Lieblingsrestaurant ausgiebig feiern, denn auch dort soll die Rechnung ja nur noch einen Mehrwertsteuersatz von 7 statt 19 % ausweisen.

Die Corona-Krise hat also auch ihre guten Seiten. Geschenke für alle!

Ich frage mich allerdings, ob die, die diese Forderungen stellen, auch mal darüber nachgedacht haben, wer den ganzen Spaß am Ende bezahlen soll? Ich will überhaupt nicht bezweifeln, dass diese Ideen dazu beitragen sollen, die zur Zeit am Boden liegende Wirtschaft zu unterstützen. Wenn ich aber Tag für Tag in den Medien Informationen darüber geliefert bekomme, wie viele Milliarden (über den Status, dass nur über Millionen gesprochen wird, sind wir ja schon lange hinaus) für alle möglichen Hilfsprogramme in die Hand genommen werden, dann wird mir Angst und Bange. Dass das alles sinnvoll ist, will ich überhaupt nicht bezweifeln, zumal ich in meinem direkten Umfeld hautnah miterleben muss, wie sehr manche Menschen finanziell unter der Krise leiden (von allem anderen einmal abgesehen). Trotzdem stelle ich mir immer häufiger die Frage, wie dieser riesige Berg an Schulden, der jetzt aufgetürmt wird, wieder abgebaut werden soll und wie viele Generationen sich damit werden herumschlagen müssen.

Nicht nur in der Politik, auch in anderen Bereichen, wird seit einigen Tagen von einer „neuen Normalität“ gesprochen. Zumindest in Sachen Wirtschaft scheint sich diese neue Normalität aber nicht von der alten zu unterscheiden. Die Wirtschaft muss wachsen, so das Credo der vergangenen Jahrzehnte – und genauso soll es wohl auch weitergehen.

Wie erfolgreich das sein kann, weiß ich nicht. Aber vielleicht wäre doch gerade jetzt eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob die Maxime eines höher, schneller, weiter die einzige Wahrheit ist, die erstrebenswert ist. Dem Volksmund nach ist alles klar: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“

Immer mehr Menschen müssen aber erleben, dass unser Wirtschaftssystem an seine Grenzen stößt und erkennen, dass es so eben nicht weiter gehen kann. Eigentlich kann es darum gar nicht anders sein: Es muss sich dringend etwas ändern. 

Eine gute Richtschnur, nicht nur in diesem Zusammenhang, ist und bleibt die Botschaft der Bibel, wie z. B. in Micha 6,8: „Der HERR hat euch doch längst gesagt, was gut ist! Er fordert von euch Menschen nur eines: Haltet euch an das Recht, begegnet anderen mit Güte, und lebt in Ehrfurcht vor eurem Gott!“

(Holger Höppner, 29.04.20)

Dienstag, 28. April 2020

Ist mir doch scheißegal ...

Corona verändert alles. Selbst den Müll.
In normalen Zeiten findet man auf der Wiese vor unserer Friedenskirche in Disteln so einiges an Abfall: Verpackungen von McDonalds, das eine oder andere kleine Schnapsfläschchen und Zigarettenkippen. Alles achtlos weggeworfen - das meiste aus vorbeifahrenden Autos.
Alles nach dem Motto: "Ist mir doch scheißegal ..."

Neu dazugekommen sind jetzt: Gummihandschuhe und Einwegmasken.
Und nicht nur vor der Friedenskirche.

Da erschien in den letzten Tagen in der Tageszeitung dieses Foto mit der Unterschrift:
"Manche Nutzer des Parkhauses der Rathaus-Galerien werfen Handschuhe und Masken auf den Boden. Dieser Müllhaufen kam bei einer einzigen Reinigungsrunde zusammen."

Welche Gleichgültigkeit, welche Gedankenlosigkeit, welcher Egoismus führt zu solchem Verhalten?
Alles nach dem Motto "Brauch ich nicht mehr, also weg damit, ist mir doch egal ..."

Diese Haltung ruiniert unsere Lebensgrundlage. Im Kleinen wie im Großen.
Und hat auch mit Corona zu tun. Im Beitrag hier im Blog vor einer Woche ging es um ein  "Interview mit dem italienischen Neurobiologen Stefano Mancuso zu der Frage, wer für die Ausbreitung des Virus verantwortlich sei. Mancusos Antwort: Wir selber, bzw. unsere Art zu leben. Durch den rücksichtslosen Raubbau an der Natur, durch die Zerstörung der natürlichen Rückzugsräume der Tiere, hätten wir u. a. dafür gesorgt, dass sich der Übergang von epidemischen Krankheiten vom Tier auf den Menschen in den vergangenen 40 Jahren verdreifacht habe. Die Menschen hätten schlichtweg nicht verstanden, dass sie Teil der Natur seien und nicht etwa davon völlig unabhängig oder gar über dem System stünden. Für Mancuso ist klar: Wir müssen uns ändern. Und zwar sofort!" (Blog Friedenskirche-Disteln 21.04.2020)
Es geht im Kleinen wie im Großen um eins:
Um Umkehr von einem falschen Weg -  Umkehr von einem Weg, der in's Verderben führt.
Im Christentum heißt das "Buße tun".
Ein altes, angestaubtes Wort - aber voller tiefer Wahrheit.


Und sonst - ohne Umkehr, was geschieht dann?
Vielleicht das, was ein etwas makabrer Witz so auf den Punkt bringt, dass mir beim Hören das Lachen im Halse stecken blieb:

   Treffen sich zwei Planeten:
"Du siehst ja Scheiße aus ..."
    "Ja, ich hab Homo Sapiens!"

"Hier, nimm mal Corona forte!"
    "Danke."
"Gute Besserung!"


Ist das zynisch? Ja, ist es. Aber viel zynischer ist es, gedankenlos weiterzumachen wie bisher.

Burkhard Müller - 28. April 2020





Montag, 27. April 2020

Der liebe Gott sieht alles

Welches Spiel, würden Sie sagen, gehört wohl zu den Lieblingsspielen von Kindern? Nach meiner Beobachtung steht das Verstecken auf der Liste der Lieblingsspiele ganz weit oben. Kinder fangen schon früh damit an, sich vor ihren Eltern zu verstecken und sind dann geradezu begeistert, wenn Mama oder Papa sie gefunden haben.

Natürlich ist das Ganze ein Spiel, denn was wäre wohl los, wenn die Eltern das Kind eben nicht wiederfinden würden (oder wollten)? Die Kinder vertrauen natürlich darauf, dass sie gefunden werden und genau darum macht das Spiel ja auch so viel Spaß, weil die Kinder wissen: Auf Mama und Papa kann ich mich verlassen.

Das Spiel Verstecken ist schon uralt. Es ist sogar so alt, dass es schon in einer der ersten Erzählungen der Bibel vorkommt. Haben Sie eine Idee?



Richtig: In der Geschichte von Adam und Eva. Im Unterschied zum Spiel unserer Kinder geht es in der biblischen Geschichte allerdings nicht ums Vertrauen, sondern um ein gebrochenes Vertrauen. Sie erinnern sich: Adam und Eva lebten im Garten Eden und hatten alles, was sie brauchten. Gott sorgte für ein geradezu paradiesisches Leben. Alles durften die beiden im Garten tun, nur von einem Baum durften sie nicht essen. Sie taten es trotzdem. Typisch Mensch, kann man sagen. Sie wissen natürlich, dass sie etwas Verbotenes getan hatten und weil sie nun befürchteten, dass Gott mitbekommen hatte, was sie getan hatten, bekamen sie es mit der Angst zu tun und wollten Gott nicht begegnen.

In der Losung für den heutigen Tag heißt es dann im 1. Mosebuch: „Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des Herrn.“
Das schlechte Gewissen, das die beiden hatten, war durchaus berechtigt, denn es kam, wie es kommen musste: Gott stellte die beiden zur Rede, sie versuchten sich herauszureden, und am Ende folgte der Rausschmiss aus dem Paradies und damit aus der unmittelbaren Gemeinschaft mit Gott. Seither muss sich der Mensch sein Brot im Schweiße seines Angesichts verdienen.

Selbst schuld, könnte man sagen. Auf die Idee, dass Gott die Sache mit der Frucht nicht entgehen würde, hätten die beiden wohl kommen können und müssen. Wie hat doch meine Oma immer gesagt: „Der liebe Gott sieht alles!“

Gelernt haben wir Menschen aus dieser Geschichte aber leider nicht. Gott bietet uns an, ein gutes Leben in seiner guten Schöpfung leben zu dürfen, aber wir ignorieren ihn und seinen Willen. Wir wollen nichts mit ihm zu tun haben, verstecken uns oder tun schlimmstenfalls so, als ob es ihn gar nicht gäbe. Manchmal meldet sich das schlechte Gewissen, aber oft genug finden wir eine mehr oder weniger plausible Ausrede – und machen weiter wie bisher.

Ich weiß, dass Gott will, dass wir ein gutes und sinnvolles Leben führen. Weil Gott schon zu Beginn wusste, dass der Mensch so ist, wie er ist, hat er uns gute Wegweiser an die Hand gegeben, an denen wir uns orientieren können. Denken wir z. B. an die 10 Gebote. Dass wir uns daran, wie an so viele andere Ratschläge, nicht gehalten haben, ist leider eine Tatsache. Ein Blick in unsere Welt zeigt uns täglich, wozu das geführt hat.

Die Menschen haben sich im Laufe der Menschheitsgeschichte immer weiter von Gott entfernt. Unumkehrbar ist das aber keineswegs. Im 1. Johannesbrief schreibt der Apostel im 1. Kapitel: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, dann betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“

Erkennen, was ich falsch mache und daraus dann die entsprechenden Schlüsse ziehen, mein Leben ändern und im besten Falle ein gottgefälliges Leben führen, dann wird mein Leben neu. Wenn immer mehr Menschen so denken und handeln, dann gibt es auch die berechtigte Hoffnung darauf, dass auch diese Welt zu einer besseren wird.

(Holger Höppner, 27.04.20)

Sonntag, 26. April 2020

Eine schöne Entdeckung

Die Entdeckung von Menschlichkeit, die gehört zu den schönen Erfahrungen, die man jetzt machen kann: Da gibt es so viele Menschen, die anderen ihre Hilfe anbieten z.B. bei Erledigungen und Einkäufen - über einen Aushang im Hausflur, über die Kirchengemeinde oder ganz direkt und persönlich.
Die Hilfsangebote übersteigen die Nachfrage deutlich - das ist ein erfreuliches "Ungleichgewicht".

Und es gibt so schöne Gesten der Verbundenheit.
Da sind die Regenbogenbilder in den Fenstern, von Kindern gemalt.
Eine wunderbare Geste der Verbundenheit ist auch dieser kleine Baum vor dem Schloss Herten, der zum "Wunsch- und Gabenbaum" erklärt worden ist. Und Menschen hängen etwas in diesen Baum, im Vertrauen darauf, dass es dort an der richtigen Stelle und gut aufgehoben ist.

"Ich kann Dir etwas wünschen" und "Ich kann Dir etwas geben",
diese beiden Gedanken stehen dahinter.

Vielleicht auch: "Ich kann und darf mir etwas wünschen",
und "Ich darf etwas nehmen, einfach mir schenken lassen".

Geben und nehmen, bitten und wünschen, danken, weitergeben ...

Ein Wort aus der Bergpredigt Jesu fällt mir ein:

"Bittet, so wird euch gegeben,
suchet, so werdet ihr finden;
klopfet an, so wird euch aufgetan.
Denn wer da bittet, der empfängt;
und wer da sucht, der findet;
und wer da anklopft, dem wird aufgetan."

(Matthäusevangelium Kapitel 7, Vers 7 und 8)

Das können Menschen untereinander erleben - und das können sie erleben, wo sie sich auf den Weg machen zur Entdeckung der Menschlichkeit.
Die Menschlichkeit von Menschen - und die Menschlichkeit unseres Gottes.

Burkhard Müller  - 26. April 2020



Hier eine  Karte mit einem kleinen roten Punkt:, damit Sie den Baum am Schloss Herten finden und Ihre eigenen Entdeckungen machen können -






Samstag, 25. April 2020

Helden des Alltags

In Zeitungen und Illustrierten, im Radio und im Fernsehen wird fast täglich über sie berichtet: Die Helden des Alltags. Mitarbeitende im Gesundheitswesen, in der Abfallwirtschaft, bei Polizei und Feuerwehr, in den Bereichen der Versorgung, in den Kindergärten und Schulen und in noch vielen weiteren Bereichen werden zur Zeit in besonderer Weise wahrgenommen und gewürdigt. Das ist gut und richtig so, denn ohne diese Menschen würde das öffentliche Leben zusammenbrechen und unsere Versorgung nicht mehr möglich sein. Ein ausdrückliches Dankeschön darum auch von meiner Seite!

Neben diesen Helden des Alltags, die zur Zeit im Blickpunkt stehen, gibt es aber auch ganz viele Menschen und Berufsgruppen, die vielleicht auch gerne Helden wären oder die zumindest gerne wahrgenommen werden würden, denen diese Aufmerksamkeit aber nicht oder bestenfalls am Rande zukommt: Der Kneipenwirt von nebenan, der seinen Laden nicht wiedereröffnen darf, die Tochter, die sich alleine um die Versorgung und um die Pflege ihrer alten Eltern kümmern muss, der Reisebüroinhaber, der viel Arbeit hat, um die ganzen Stornierungen zu bearbeiten, aber damit keinen einzigen Euro verdient, der Taxifahrer, der in seinem Auto auf die ausbleibenden Kunden wartet und noch so viele andere mehr.

Ob diese Menschen nun wahrgenommen werden oder nicht, sie alle, wir alle, möchten wissen, wie es weitergehen wird. Natürlich!

Für uns als Christen ist es gut, dass wir wissen, worauf wir hoffen können – und zwar völlig unabhängig von der jeweiligen Situation. Auf Gott können wir hoffen; auf Gott, der ein guter Hirte ist, wie er z. B. im Psalm 23 beschrieben wird. (Sie wissen schon: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. …) Im neuen Testament ist es Jesus, der dieser gute Hirte ist. Von ihm wissen wir: Er geht allen Menschen nach, lässt niemanden im Stich. Weder die, die in der Öffentlichkeit stehen, noch die, die ansonsten kaum wahrgenommen werden. Niemanden überlässt er sich selbst. Und darüber hinaus fordert er auch uns dazu auf, aufeinander Acht zu geben und niemanden zu vergessen.

Jesus sagt: „Wer mir nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben.“ Eine wunderbare Verheißung, wie ich finde. Folgen wir ihm also nach. Versuchen wir, jeden Tag auf’s Neue, seinem Vorbild im Umgang mit den Menschen nachzueifern.

(Holger Höppner, 25.04.20)

Freitag, 24. April 2020

Gedanken unter einem blauen Himmel

Wie blau ist der Himmel in diesen Tagen!
So streifenfrei.
Das Wetter - einfach wunderbar.
Und die Luft - von China bis Deutschland  - so sauber und gut wie lange nicht mehr.


Heute ist ja Freitag.
In "normalen" Zeiten hätte es heute wieder große Demonstrationen gegeben von "Fridays for future".
In normalen Zeiten - Corona verdrängt so viel an den Rand.

Die Klimaveränderung und die nächste ja gerade schon beginnende Trockenheit in unserm Land gehört auch dazu.
Trockenheit auf den Feldern und im Garten.
Das alles ist kaum ein Thema jetzt.
Alles wegen Corona.



Greta Thunberg sagte vergangene Woche in einem Interview mit dem Magazin "New Scientist":
"Im Gegensatz zur Corona-Krise können wir beim Klimawandel nicht darauf hoffen, dass er vorbeigeht."




Und Annette Kurschus, die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, sagt:

"Die Klimakrise geht auch in diesen Tagen weiter.
Sie ist langfristig die wohl größte Gefahr für das Leben auf unserem Planeten, für uns Menschen. Längst wird Kapital daraus geschlagen, dass die Klimafrage in den Hintergrund gerückt ist.
Die Viruskrise zeigt: Politik, Gesellschaft und unzählige Einzelne sind bereit, schwere Wege auf sich zu nehmen und eigenes Verhalten zu ändern,wenn es um das Leben anderer geht.
Solch entschiedenes und verantwortungsvolles Handelnfür das große Ganze braucht es auch in der Klimakrise - in Zukunft und schon jetzt."






Ja wir haben unser Leben schon sehr geändert in den letzten Wochen.
Vielleicht haben wir ja auch ein anderes Leben als zuvor eingeübt:
Wir haben weniger gekauft und konsumiert - weil doch so vieles geschlossen war.
Es gab keinen Wochenendtrip mehr nach "Malle" - aber dafür haben wir manches ganz in der Nähe (!) mit dem Fahrrad (!!) entdeckt.

Bewusster - nachhaltiger - behutsamer - verantwortlicher leben. Das haben wir geübt.
Schaffen wir das wohl auf Dauer?


Wenn das ein Teil der "neuen Normalität" wird und bleibt, dann hätte das doch seinen Wert.
Weil es ein konkreter Beitrag wäre für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung - und auch dafür möchten wir als Friedenskirche Disteln stehen.


Burkhard Müller - 24. April 2020





Donnerstag, 23. April 2020

Ein kleiner Hoffnungsfunke?

In der vergangenen Woche haben Sie wahrscheinlich, wie viele andere Menschen in Deutschland auch, auf gute Nachrichten aus Berlin gewartet. Sie haben gehofft, dass unser Leben möglichst schnell wieder in seinen gewohnten Bahnen verlaufen würde. Diese Hoffnung wurde enttäuscht. Sicherlich, es gibt seit Beginn der Woche erste Lockerungen, aber der Weg zurück zur Normalität wird wohl noch ein sehr langer sein.

Gestern Mittag wurde in den Nachrichten verbreitet, dass bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Corona-Virus nun auch in Deutschland einer Firma die Genehmigung erteilt wurde, einen solchen klinisch zu testen. Weltweit die vierte genehmigte Prüfung am Menschen. Das heißt natürlich noch nicht, dass damit ein Durchbruch erfolgt ist, aber es ist zumindest so etwas wie ein kleines Licht am Ende des Tunnels, ein kleiner Hoffnungsfunke. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.

Erst einmal heißt es aber weiter: Abwarten. Für diejenigen von uns, die sich trotz aller Einschränkungen draußen frei bewegen dürfen, ist die Situation nicht besonders toll, aber irgendwie erträglich. Aber was ist eigentlich mit den vielen Menschen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen? Die sind ja zur Zeit geradezu eingesperrt. Was ist mit denen, die einen Verstorbenen auf ihrem letzten Weg begleiten möchten, das aber nicht dürfen? Das und so vieles mehr, hätte sich doch vor 2 Monaten noch niemand von uns vorstellen können.

Was uns in diesen Tagen Kraft und Mut geben kann, ist das Gebet. Das Gebet für uns selber, für unsere Angehörigen, für Menschen, denen jede Perspektive fehlt, für unsere Welt.

Es kommt dabei überhaupt nicht darauf an, in wohlfeilen und druckreifen Worten den Kontakt zu unserem Gott zu suchen. Gott versteht uns und unsere Sorgen, auch wenn wir nur noch stammeln können, ja selbst, wenn uns die Worte fehlen.

Und wenn uns überhaupt nichts einfällt, dann finden wir Hilfe z. B. in den Psalmen des Alten Testaments und vor allem in dem Gebet, das von Jesus selbst stammt, im Vater Unser.

Versuchen Sie es doch einfach mal!

(Holger Höppner, 23.04.20)

Mittwoch, 22. April 2020

Mit Maske - von Angesicht zu Angesicht ?


So sah es eben auf meinem Schreibtisch aus, als ich mich hingesetzt habe, um einen Beitrag für unseren Blog hier zu schreiben:
Bibel und Gesangbuch - das gehört seit jeher auf einen Pfarrer-Schreibtisch.
Na gut, eine Computertastatur mit großer Selbstverständlichkeit auch - seit Jahren.
Neu ist die Maske.  Neu und ungewohnt.

Schon so manche Beerdigung gab es schon mit minimal wenigen Angehörigen,
aber jetzt habe ich eine erlebt - mit Sargträgern mit Masken.
(Die Farbe dürfen Sie erraten .... ja, Sie haben richtig geraten!)

Wer im Moment in der Woche hier zur Friedenskirche kommt und am Büroeingang schellt, will in der Regel:
Eine Maske.

Das ist neu. Ungewohnt.
Das ist die "neue Normalität". So heißt das.

Und das wird so bleiben, in diesem Jahr bestimmt, und wie weit in's nächste Jahr hinein oder darüber hinaus, das steht in den Sternen.

Ungewohnt ist es für mich, Menschen mit Maske zu begegnen.
Und ich muss mich noch dran gewöhnen, nicht mehr viel vom Gesicht meines Gegenübers zu sehen außer den Augen.
Es ist noch ungewohnt, allein in den Augen lesen zu müssen, wie's dem anderen wohl gerade geht ...
Angst kann ich schon ganz gut erkennen - die sieht man ja auch nicht ganz selten in diesen Tagen.
Zorn auch.
Halbierte Mimik, vergrößerter Abstand - und wenn ich dann doch Fröhlichkeit entdecken kann und Freundlichkeit und Zuwendung, dann freut es mich doppelt.

"Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht.
jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin."

Da steht in der Bibel, in einem der berühmtesten Texte, im 1. Korintherbrief im 13. Kapitel, Vers 12.
Das ist ein schönes Kapitel, das neutestamentliche Hohelied der Liebe.
Echt lesenswert.
Weil's um die Liebe geht, die bleibt. Trotz Maske.
Zusammen mit Glauben und Hoffen. Trotz Maske.

Burkhard Müller  -  22. April 2020



Dienstag, 21. April 2020

"Es ist ein bisschen wie mit der Mafia"

Zu der Frage, woher das Corona-Virus kommt, gibt es eine wahre Fülle von Erklärungsversuchen und – natürlich – auch die abstrusesten Verschwörungstheorien. Das Internet ist voll von solchen Ideen und so manche These lässt mich arg am Geisteszustand der Verfasser zweifeln.

Am vergangenen Wochenende gab es in unserer Tageszeitung ein sehr interessantes Interview mit dem italienischen Neurobiologen Stefano Mancuso zu der Frage, wer für die Ausbreitung des Virus verantwortlich sei. Mancusos Antwort: Wir selber, bzw. unsere Art zu leben. Durch den rücksichtslosen Raubbau an der Natur, durch die Zerstörung der natürlichen Rückzugsräume der Tiere, hätten wir u. a. dafür gesorgt, dass sich der Übergang von epidemischen Krankheiten vom Tier auf den Menschen in den vergangenen 40 Jahren verdreifacht habe. Die Menschen hätten schlichtweg nicht verstanden, dass sie Teil der Natur seien und nicht etwa davon völlig unabhängig oder gar über dem System stünden.

Für Mancuso ist klar: Wir müssen uns ändern. Und zwar sofort! 



Von biblischen Vorstellungen und von Gott ist in dem Interview nicht die Rede. Letztlich ist aber der Gedanke, der hinter den Thesen des Wissenschaftlers steht, durchaus biblisch: Gott hat diese Erde geschaffen, als großes Ganzes. Auch wir Menschen sind von Gott geschaffen und haben außerdem den Auftrag erhalten, diese Erde zu bebauen und zu bewahren. Mit dem Bebauen hat es bisher prima geklappt, am Bewahren müssen wir noch hart arbeiten!

Mancuso sieht in der gegenwärtigen Pandemie einen Wink mit dem Zaunpfahl, nach dem Motto: Macht was! Bringt die Natur wieder ins Gleichgewicht!

Hoffentlich verstehen wir diesen Wink. Hoffentlich bringt uns die derzeitige Krise dazu, ernsthaft über unseren Lebensstil nachzudenken und umzusteuern. Ich bin mir sicher: Das geht. Mit gutem Willen und wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt. Wahrscheinlich werden wir den Garten Eden nicht wiederherstellen können, aber ein Schritt in diese Richtung wäre doch auch schon was.

Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt, wie Mancuso droht: „Es ist ein bisschen wie mit der Mafia. Beim ersten Mal warnt sie dich und macht ein bisschen was kaputt. Beim nächsten Mal legt sie eine Bombe und dann bringt sie dich um.“ Das kann doch niemand wollen!

(Das komplette Interview ist zu lesen in der Ausgabe der "Hertener Allgemeine" vom 18.04.20)

(Holger Höppner, 21.04.20)

Montag, 20. April 2020

Tage, die verschwimmen ...

 

Damit das klar ist,
schreib ich's
am besten mal auf:

  • Gestern war Sonntag.

  • Ende des Wochenendes.

  • und ja auch Ende der Osterferien.


Manchmal muss ich in diesen Tagen und Wochen in den Kalender schauen, um zu wissen, was für einen Wochentag wir gerade haben.
Ich bin sozusagen aus dem Rhythmus. Irgendwie aus dem Takt
Aus dem Wochenrhythmus, aus dem Rhythmus meines sonstigen, meines "normalen" Lebens.

Wissen Sie eigentlich noch genau, wann es angefangen hat - mit all den Einschränkungen und Maßnahmen, die unser Leben so sehr verändert haben?
So ganz lange ist das noch gar nicht her - und fühlt sich dennoch manchmal an wie eine kleine Ewigkeit.
Und die Tage, sie verschwimmen ...

Mehr Zeit als sonst habe ich.
Zeit auch, um zu merken und zu spüren, was mir alles fehlt:
Die Kinder, die Enkel, ein Besuch bei unserer alten Mutter,
Menschen überhaupt.

Viel zu viele Kontakte nur aus der Distanz.
Viel zu viel Distanz.

Ich spüre Sehnsucht, mehr als eine Sehnsucht:
Sehnsucht nach Menschen, Sehnsucht nach "Normalität" - gibt's die überhaupt?

Gestern war Sonntag, sagt der Kalender.
Und ich habe Sehnsucht nach einem "richtigen" Sonntag - und nach einem gemeinsamen Gottesdienst, nach einem "richtigen" Gottesdienst:
Miteinander, live, in Echtzeit.
Mit Menschen nicht vor Kameras und Bildschirmen,
sondern von Angesicht zu Angesicht.

Wie geht es wohl weiter?
In der Bundesliga spricht man ja von "Geisterspielen" für die nächsten Woche, wenn nicht Monate.


Und wie lange gibt's noch höchstens Videoandachten und Fernsehgottesdienste,
und das alles vor gähnend leeren Reihen?
Ein bißchen fühlt das sich an wie ... ja, wie "Geister-Gottesdienste" ...

Beides ist merkwürdig, beides geht auf Dauer nicht gut - und tut wohl auch nicht gut.


Was geht, ist in Kontakt bleiben, so gut es geht.
Miteinander - und mit unserem Gott.

Hier ist dazu ein Gebet, das ich für mich passend finde:


Du Gott des Lebens.
Lass das österliche Licht erstrahlen!
Wir bitten dich.
Breite deinen hellen Schein aus,
damit die Kranken Heilung finden,
die Sterbenden getrost gehen können,
die Trauernden Hoffnung haben.

Breite deinen hellen Schein aus,
damit deine Kirche gesehen wird,
damit sich der Glaube ausbreitet,
damit wir mutige und glaubwürdige Zeugen sind.
Voller Vertrauen rufen wir:
Halleluja!

Du Gott des Lebens.
Noch sind wir in Starre gefangen,
aber du hast die Tore zum neuen Himmel weit geöffnet.
Nimm uns und alle, die zu uns gehören mit
durch deinen Sohn, den Auferstandenen.
Durch ihn loben wir dich und rufen:
Halleluja!
Du Gott des Lebens.

Amen.


Burkhard Müller 20. April 2020


Sonntag, 19. April 2020

Wieder mal im Stich gelassen?

Bei der Pressekonferenz der Bundesregierung am vergangenen Mittwoch sprach unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel von einem „zerbrechlichen Zwischenerfolg“. Damit meinte sie die bisher erreichten Erfolge bei der Bekämpfung der Weiterverbreitung des Corona-Virus. Und eben weil dieser Erfolg noch so zerbrechlich ist, bleiben die Kontaktverbote weiterhin bestehen, auch wenn erste Maßnahmen, deren Logik sich mir nicht immer erschließt, auf dem Rückweg zur Normalität ab morgen greifen sollen. Kirchlicherseits stellt sich nach wie vor die Frage: „Wie geht es weiter mit Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen?“ Unsere Landeskirche stellt in Aussicht, dazu in der kommenden Woche Antworten zu liefern.

Viele gläubige Menschen haben in der derzeitigen Situation das Gefühl, Gott habe sie, habe die Welt, im Stich gelassen. Er scheine ihre Not nicht zu sehen und scheine blind und taub für ihre Sorgen zu sein.

Gäbe es heute einen Gottesdienst, dann stünde genau dieses Gefühl im Mittelpunkt der Predigt: Israel war (wieder einmal) vom Nachbarvolk der Babylonier überfallen worden und vor allem die Menschen der Oberschicht waren ins Exil deportiert worden. Diese Menschen fühlten sich aussichts- und hoffnungslos – wie so häufig in der Geschichte des Volkes Israel.
In dieser Situation machte der Prophet Jesaja ihnen Mut und sagte u. a.: „Aber alle, die ihre Hoffnung auf den HERRN setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft.“ (Jesaja 40,31)

Natürlich kann man die Notlage des Volkes Israel nicht vergleichen mit unserer derzeitigen Situation, aber eines zumindest haben sie gemeinsam: Manchmal mag es lange dauern, aber jede Krise geht irgendwann vorbei. Wichtig ist darum, auf das zu schauen, was uns Kraft und Hoffnung geben kann. Und genau dazu ermuntert uns Jesaja. Er macht uns klar, dass es keinen Ort und keine Zeit gibt, wo Gott nicht ist. Zwar erspart er uns nicht so manch bittere Erfahrung, aber er lässt uns nicht im Stich.

Es ist inzwischen gute 5 Wochen her, seit das Virus das öffentliche Leben nahezu lahm gelegt hat. Damals haben wir uns gefragt, wie das alles werden soll. Ich bin überrascht, wenn ich sehe, welch ungeheure Kreativität seither entwickelt worden ist, der ungewohnten Situation und den damit verbundenen Einschränkungen zu begegnen. Nein, es ist noch lange nicht alles gut, aber das war es doch eigentlich, vor allem, wenn ich auf die Welt blicke, noch nie. Es gab und es gibt aber genug Gründe, hoffnungsvoll zu bleiben und fest darauf zu vertrauen: „Aber alle, die ihre Hoffnung auf den HERRN setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft.“

Ich habe ein schönes Gebet gefunden, in Anlehnung an Psalm 116, das ich Ihnen gerne weitergebe:
Gott, es ist uns lieb, dass du unsere Stimmen und unser Flehen hörst.
Du neigst uns dein Ohr zu, darum rufen wir zu dir, unser Leben lang.
Zu dir rufen in diesen Tagen die Kleinen, die Kinder, denen vieles fehlt, Schule und Kita, Möglichkeit zum Spielen draußen, ihre Großeltern.
Wir bitten dich besonders für die Kinder und Jugendlichen, die in schwierigen Verhältnissen leben müssen, die statt Unterstützung und Liebe Vernachlässigung und Gewalt erfahren.
Wir bitten dich für die Kinder und Jugendlichen in den Slums und den Lagern, für die vielen, um die sich keiner sorgt und kümmert, für ihren Jammer und ihre Not.
Zu dir rufen in diesem Tagen die Großen, die Erwachsenen, auf denen Last und Verantwortung ruht, die stark für andere sein müssen.
Wir bitten dich für die Menschen in den Behörden und Regierungen, die Entscheidungen treffen und Maßnahmen anordnen müssen; für alle, die für die Kranken da sind und sich um die Schwachen kümmern.
Sie sind nicht allein. Du behütest die Unmündigen, Gott, und hilfst denen, die schwach sind und du bist für die da, die es dir nachtun.
Zu dir rufen in diesen Tagen die Alten, die zur Einsamkeit gezwungen sind, denen Besuche und Nähe fehlen.
Wir bitten dich besonders für die, die nicht mehr verstehen können, was gerade geschieht, für die Demenzkranken und für die Sterbenden.
Errette du ihre Seelen vom Tode, ihre Augen von den Tränen, ihren Fuß vom Gleiten. Umhülle du sie mit deiner Liebe.
Gott, es ist uns lieb, dass du unsere Stimmen und unser Flehen hörst.
Du neigst uns dein Ohr zu, darum rufen wir zu dir, unser Leben lang.
Wir werden wieder wandeln im Land der Lebendigen. Lass uns darauf vertrauen. Amen.

(Holger Höppner, 19.04.20)

Samstag, 18. April 2020

Morgen räume ich Ostern auf ... ein Blogbeitrag von Juliane Schild


https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn%3AANd9GcRxt5MDfDu1oPFaHVBgsMIFiaJLY62odaaj4im875VWkx5JiDnv&usqp=CAU






 








Morgen räume ich Ostern auf.    
Also die Häschen, Küken und Eier.
Soviel Dekorationsmaterial, was ich überraschenderweise im Keller gefunden habe.
Eigentlich brauche ich das nicht.
Denn eigentlich bin ich Ostern ja gar nicht hier.

Eigentlich, ich verspreche, dieses Krisenwort kommt jetzt nicht mehr vor, verbringe ich Ostern in der Oberlausitz. Dass ist die Gegend an der B96, wo, wie Silbermond singt, die Hoffnung am Gartenzaun hängt und kaum ein Mensch je vorbeikommt. Wo zu Ostern viele Autos mit Kennzeichen aus der ganzen Republik unterwegs sind, deren zweite Buchstabenkombination immer ZI lautet.
So erkennen wir uns. Wir Ausgewanderten, die über Ostern zu Besuch bei den Eltern, Großeltern, alten Freunden aus Kinder- und Jugendtagen sind. In der Oberlausitz, wo einem alten Brauch folgend, festlich geschmückte Reiter die Aussaat auf den Feldern segnen, wo in der Gegend um Bautzen nach sorbischer Tradition die schönsten Ostereier verziert werden.

Dieses Ostern war anders. Für alle.
Ich hatte den Eindruck, dass selbst Menschen, welche sonst nicht in den Gottesdienst gehen, die geschlossenen Kirchen als bedrückend empfinden. Mir fehlten die Gemeinschaft, aber auch das Erklären. Ich brauche Ostern Erklärung, Vergewisserung und Zusagen, gern durch fachkundiges Bodenpersonal Gottes, weil ich es selbst nun mal schwer fassen kann, was Ostern bedeutet. Bei jeder Osternacht zur frühen Morgenstunde stehe ich da und frage mich, noch viel stärker als schon beim „normalen“ Abendmahl „Wirklich? Für mich, auch für mich ist das alles geschehen?!“

Also musste ich mich in diesem Jahr, wie alle anderen, auch ein bisschen selbst um Ostern kümmern. Dabei ging es mir wie Weihnachten. Tatsächlich. Auch hier spüre ich: Das kann ich mir nicht selbst bescheren. Das kann ich nur annehmen. Und zweitens: Ostern kann jeden Tag passieren. Kann ein Aufwachen, ein Aufhören, ein Anderssehen sein. 

Ein Gedicht in meiner Küche hat seit vielen Jahren jede saisonale Dekorationsbewegung überstanden, ich möchte es sehr gern teilen. 
Weil es mir dabei hilft, Ostern nicht wegzuräumen.
Nur die Häschen, Küken und Eier.

AUFERSTEHUNG  - Tina Wilms

 

So viele Träume begraben
und Hoffnungen zu den Akten gelegt.

   So viele Wagnisse ausgelassen
   und Worte zu sagen versäumt.

So oft dir nicht vertraut
und dem Himmel die Tür gewiesen.

  Verschlossen in dunklen Kammern
   liegt das, was in mir gestorben ist.

Gott, ich brauche den Engel,   
der Steine beiseitewälzt.

   Der mich bei meinem Namen ruft
   und mein Leben ins Licht bringt.


(Dieser heutige Blog-Beitrag ist von Juliane Schild, Lektorin in der Friedenskirche bei uns in Disteln.)

18. April 2020

Freitag, 17. April 2020

Wie Kinder (auch) mit der Krise umgehen

Und, waren Sie gestern enttäuscht über die Lockerungen, die die Bundesregierung in Absprache mit den Länderchefs beschlossen haben? Immerhin dürfen jetzt viele Geschäfte wieder aufmachen und auch die Schulen nehmen so nach und nach den Betrieb wieder auf. Aber für viele Bereiche heißt es weiterhin, dass wir mit mehr oder weniger starken Einschränkungen leben müssen. Auch Gottesdienste sind weiterhin nicht möglich, wobei auch hier über Lösungsmöglichkeiten nachgedacht wird.

Wenn ich mit Menschen über die derzeitige Situation spreche, dann höre ich häufig: „Es geht mir auf die Nerven, aber man kann eben nichts machen.“ Genauso wird oft gesagt: „Glücklicherweise sind wir nicht eingesperrt. Wir dürfen ja wenigstens an die frische Luft.“
Ja, es ist nach wie vor eine irgendwie „unwirkliche“ Situation, in der wir alle nur hoffen können, dass es wieder besser wird.

Auch Kinder erleben in dieser Zeit, dass alles anders ist. Sie gehen, je nach Alter, sehr unterschiedlich mit den geltenden Einschränkungen um. In der gestrigen Tageszeitung, sie haben es vielleicht gesehen und gelesen, gab es eine ganze Seite mit Bildern, auf denen von Kindern gemalte Regenbögen zu sehen waren. Eine ganze Seite voller Hoffnungsbilder mit der Botschaft: „Alles wird gut!“

Mir haben diese Bilder gut gefallen, zumal sie mich an eine Geschichte aus dem Alten Testament erinnern, an die Geschichte von der Arche Noah nämlich. Auch dort musste Noah mit seiner Familie eine lange und schwere Zeit, gewissermaßen in Isolation, erleben, aber danach ging es langsam wieder weiter. Und als Zeichen dafür, dass es wieder weiter gehen würde, stellte Gott einen Regenbogen in den Himmel und versprach: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (nachzulesen im 1. Mose 7 ff.)

Fassen wir uns also in Geduld und leben wir auch in dieser Zeit mit dem Vertrauen auf unseren Gott, der unsere Hoffnung ist!

Wenn Sie übrigens in der nächsten Zeit unterwegs sind, dann suchen Sie doch mal nach den Hoffnungsbildern der Kinder. Sie finden Sie in vielen Fenstern überall in unserer Stadt.

(Holger Höppner, 17.04.20)

Donnerstag, 16. April 2020

Einfach darüber hinweggehen - oder einfach überfahren?



Vor 4 Tagen, am Ostersonntag morgens, da habe ich auf einer Straße hier in Disteln dies hier gefunden. Jede und jeder, der vorbeikommt, sollte es sehen und wissen:
Der Herr ist auferstanden!

Seit Ostersonntag ist mancher über diese mit Kreide geschriebene Botschaft einfach hinweggegangen - oder hat sie sogar überfahren.
Wohl nicht mit böser Absicht, aber es passiert halt:
Dass wir darüber hinweggehen,
es schnell überfahren,
das, was doch das Wichtigste sein will.
Das Wichtigste in dieser Woche nach Ostern.

Und das Wichtigste in unserem Leben. Weil wir doch sterblich sind.
"Uns allen blüht der Tod", ich weiß nicht, von wem dieses Zitat ist.

Uns allen blüht der Tod - ja, aber genauso wichtig und am Ende wichtiger:

Uns allen blüht das Leben!

Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.  Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. 

So schreibt Paulus im 1. Korintherbrief im 15. Kapitel -
und Georg Friedrich Händel hat dazu ganz wunderbare Musik gemacht - hören Sie selbst!

https://youtu.be/F6JFed_Y30A



Burkhard Müller -  16. April 2020

Mittwoch, 15. April 2020

Nur ein schönes Märchen?


Es gibt ja nicht wenige Menschen, die mit der Bibel nicht viel anfangen können. Es ist zwar das Buch, das auf der Welt am meisten verbreitet ist, gelesen wird es hingegen weitaus weniger. Viele halten die Bibel für ein Märchenbuch, schön und vielleicht sogar hilfreich an der einen oder anderen Stelle, mehr aber auch nicht.

Gerade die Bibelstellen mit der Ostergeschichte sind für viele Menschen dem Bereich der Märchen zuzuordnen. Wer soll und kann denn bitteschön daran glauben, dass ein toter Mensch wieder lebendig wird, dass jemand von den Toten aufersteht?

Diese Frage ist übrigens überhaupt nicht neu. Schon die engsten Vertrauten Jesu hatten ihre Zweifel an der Botschaft: „Jesus lebt“. Der „ungläubige Thomas“ steht hier als bekanntestes Beispiel für viele andere – bis heute.

Wenn ich allerdings daran glaube, dass Gott unsere Welt erschaffen hat, dann kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Jesus, der uns von seinem Vater im Himmel erzählt hat, einfach hingerichtet wurde und dass damit dann alles vorbei war. Das kann nicht sein!

Erklären kann ich die Sache tatsächlich nicht. Aber daran glauben kann ich sehr wohl. Ich vertraue darauf, dass Gott mächtiger ist als der Tod und dass darum auch Jesu 
Auferstehung eben kein Märchen ist, sondern vielmehr der Beginn von etwas ganz Neuem.

Jesus selber sagt von sich: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer da lebt und an mich glaubt, der wird nimmermehr sterben.“

(Holger Höppner, 15.04.20)

Dienstag, 14. April 2020

Aufstehen - mit lebendigem Haar und atmender Haut




Auferstehung  -  selbst erleben

Ostersonntag war vorgestern,
Ostermontag war gestern.

Und heute ist Osterdienstag?
Nein, einen besonderen Osterdienstag gibt es ja nicht.
In keinem Kalender ist der Tag 

heute rot als Feiertag markiert, weil ja schon wieder Alltag ist.

Nur das Gewohnte ist um uns ... , schreibt Marie Luise Kaschnitz.

Das Gewohnte - im Frühjahr 2020 wird das Außergewöhnliche langsam gewöhnlich:
Abstand zueinander, mehr für sich sein, nicht wissen, wie es genau weitergeht.


Keine Fata Morgana von Palmen
mit weidenden Löwen 
und sanften Wölfen  - nein, vom Paradies sind wir weit entfernt in diesen Tagen.

In diesen Tagen, wo die Uhren ticken und ihre Leuchtzeiger auch nachts uns zeigen, dass die Zeit vergeht. Die Zeit - unsere Zeit.
Jeder Tag, auch dieser Dienstag, ein Tag unseres Lebens.
Jede Minute, jede Sekunde - unser Leben.


Und dennoch ...  Leben.

Leicht - trotz Pandemie.
Unverwundbar - im tiefsten unverwundbar trotz Krankheit und Tod ...
Geordnet in geheimnisvoller Ordnung - und nicht ausgeliefert all dem, was jetzt so chaotisch ungeordnet scheint ...
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

Wie kann das sein? 
Weil wir, ja, weil wir Kinder Gottes sind.  

 

 Burkhard Müller - 14. April 2020


Montag, 13. April 2020

Alles anders und trotzdem gleich



(Leeres Grab bei Jerusalem)
Die meisten von Ihnen werden den gestrigen Ostersonntag anders verbracht haben, als Sie das üblicherweise in der Vergangenheit getan haben. Und auch der heutige Ostermontag ist alles andere als das „same procedure as every year“.  Aber trotzdem gilt: Ostern 2020 ist deshalb nicht weniger Ostern, nur weil wir uns nicht zum Gottesdienst versammeln können!
Das ist zweifellos traurig und wir alle sind wohl froh und erleichtert, wenn diese Zeit der Kontaktsperre endlich wieder vorüber ist. Doch was uns mit dem leeren Grab geschenkt wurde, bleibt auch in diesem Jahr eine wichtige Botschaft, besser: die zentrale Botschaft, die uns anvertraut ist – und der wir uns anvertrauen dürfen. Trotz allem gilt: „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Die Auferstehung sprengt alle Vorstellungskraft, übersteigt jeden menschlichen Verstand. Sie ist unlogisch, widerspricht jeder Erfahrung, jedem Wissen, jeder Forschung. Ja, sie protestiert geradezu gegen all die scheinbaren Sicherheiten, denen wir uns im Alltag anvertrauen, all den Bedingungen und Voraussetzungen, die wir für selbstverständlich halten. Es klingt geradezu verrückt: Die Auferstehung widerspricht im Grunde genommen dem Leben, so wie wir es kennen – dem Leben mit all seinen Unzulänglichkeiten, mit all seinen Abgründen und Perversitäten, mit all dem, was uns leiden lässt. So stellt sie sich auch gegen das letzte Ende, das uns ereilen wird: den Tod.

Auch in diesem Jahr dürfen wir bestaunen, was Gott an Ostern vollbracht hat und was unser ganzes Leben bestimmen kann: Ein leeres Grab, das voll von Hoffnung ist. Ein Versprechen, dass der Tod nur die letzte Barriere ist, die Gott schon längst überwunden hat. Ein Auferstandener, der den Weg vorausgeht, auf dem auch wir eines Tages unser Ziel finden werden.

Vielleicht mögen Sie mit folgenden Worten beten:
Herr, das Leiden deines Sohnes
war nicht das Ende.
In ihm hast du neues Leben geschaffen
und uns neues Leben versprochen.
Darum bitten wir dich:
Lass uns das Leben mit seinen hellen, aber auch mit seinen dunklen Stunden
aus deiner Hand annehmen, mit Würde gestalten und mit Sinn füllen.
Und wenn wir am Ende sind, dann mach du einen neuen Anfang.
Wecke in uns Freude, wenn wir traurig sind.
Wecke in uns Lebensmut, wenn wir verzweifeln wollen.
Wecke in uns die Kraft deines Geistes, wenn uns die Kräfte schwinden.
Wecke in uns Hoffnung, wo wir nur Elend sehen.
Wecke in uns Glauben, wenn wir an dir zweifeln.
Wecke in uns das Leben, Wenn wir dem Tode nahe sind.
Amen.

(Holger Höppner, 13.04.20)

Sonntag, 12. April 2020

Ostern - der Anfang des Begreifens


Ostern - fällt aus?


Ostern ist eigentlich das größte Fest der Christenheit.
In diesem Jahr ist alles so anders: Auch heute kein gemeinsamer in der Kirche gefeierter Gottesdienst und kein Osterfrühstück miteinander, keine Besuche innerhalb der Familien.
In den Supermärkten blieben die Regale mit den Ostersachen fast unbeachtet - dafür hat ja mancher mittlerweile Klopapier für Monate im Voraus gebunkert
Und wieder nur telefonieren und skypen statt direkter Begegnung, Distanz statt Nähe.
Alles aus Vorsicht, aus Angst.
Zukunftsängste statt Osterfreude.

Also fällt Ostern 2020 einfach aus?
Nein, denke ich – im Gegenteil:
Kann es gerade jetzt an der Zeit sein, sich genau in den alten Ostergeschichten zu finden?

Damals sind es nur zwei Frauen, die zu einem Grab gehen,
um dort einen Toten zu salben,
um zu zeigen: „Wir haben ihn lieb gehabt …“

Die anderen trauen sich nicht, verstecken sich irgendwo in den Häusern. Aus Angst.
Das Geschehen der letzten Tage hat sie zu Tode erschreckt,
sie sind weggelaufen -  wollen sich in Sicherheit bringen.
Damals, das war in Jerusalem.


Heute geschieht Ähnliches – und gleich in der ganzen Welt.
Erschreckt sind wir und würden am liebsten weglaufen vor den tagtäglichen Kurven von Infektionszahlen, vor den Bildern vom Leid in den Krankenhäusern, an den Beatmungsmaschinen.
Vor dem Kreuz – vor dem Virus – vor dem Tod.



„Er ist auferstanden, wahrhaftig auferstanden!“ – die zwei Frauen, die Jünger, alle haben es so schwer, das zu glauben.

Und es braucht  Zeit, rchtig Zeit, bis man begreift und sieht:
Am Ende siegt nicht der Tod.
Sondern das Leben.
„Ich lebe - und ihr sollt auch leben!“ (Joh 14, 19) sagt Jesus.