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Mittwoch, 29. April 2020

500,- Euro für lau

Na, freuen Sie sich auch schon auf den 500,- Euro Einkaufsgutschein, den der Einzelhandelsverband HDE vom Bund gefordert hat, um die trübe Konsumstimmung in Deutschland aufzuhellen? Eine großartige Idee. Die zwei Tage vorher von einigen Grünen-Politikern geforderten Gutscheine in Höhe von nur 250,- Euro wären mir auch zu wenig gewesen.

Auch beim Autokauf können wir bestimmt schon bald sparen, wenn das vom VW-Chef geforderte Konjunkturprogramm für die Autoindustrie bald umgesetzt wird. Diese und weitere Geschenke, mit denen wir sicherlich in den kommenden Wochen überhäuft werden, können wir dann bei einem opulenten Essen mit reichlich Getränken in unserem Lieblingsrestaurant ausgiebig feiern, denn auch dort soll die Rechnung ja nur noch einen Mehrwertsteuersatz von 7 statt 19 % ausweisen.

Die Corona-Krise hat also auch ihre guten Seiten. Geschenke für alle!

Ich frage mich allerdings, ob die, die diese Forderungen stellen, auch mal darüber nachgedacht haben, wer den ganzen Spaß am Ende bezahlen soll? Ich will überhaupt nicht bezweifeln, dass diese Ideen dazu beitragen sollen, die zur Zeit am Boden liegende Wirtschaft zu unterstützen. Wenn ich aber Tag für Tag in den Medien Informationen darüber geliefert bekomme, wie viele Milliarden (über den Status, dass nur über Millionen gesprochen wird, sind wir ja schon lange hinaus) für alle möglichen Hilfsprogramme in die Hand genommen werden, dann wird mir Angst und Bange. Dass das alles sinnvoll ist, will ich überhaupt nicht bezweifeln, zumal ich in meinem direkten Umfeld hautnah miterleben muss, wie sehr manche Menschen finanziell unter der Krise leiden (von allem anderen einmal abgesehen). Trotzdem stelle ich mir immer häufiger die Frage, wie dieser riesige Berg an Schulden, der jetzt aufgetürmt wird, wieder abgebaut werden soll und wie viele Generationen sich damit werden herumschlagen müssen.

Nicht nur in der Politik, auch in anderen Bereichen, wird seit einigen Tagen von einer „neuen Normalität“ gesprochen. Zumindest in Sachen Wirtschaft scheint sich diese neue Normalität aber nicht von der alten zu unterscheiden. Die Wirtschaft muss wachsen, so das Credo der vergangenen Jahrzehnte – und genauso soll es wohl auch weitergehen.

Wie erfolgreich das sein kann, weiß ich nicht. Aber vielleicht wäre doch gerade jetzt eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob die Maxime eines höher, schneller, weiter die einzige Wahrheit ist, die erstrebenswert ist. Dem Volksmund nach ist alles klar: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“

Immer mehr Menschen müssen aber erleben, dass unser Wirtschaftssystem an seine Grenzen stößt und erkennen, dass es so eben nicht weiter gehen kann. Eigentlich kann es darum gar nicht anders sein: Es muss sich dringend etwas ändern. 

Eine gute Richtschnur, nicht nur in diesem Zusammenhang, ist und bleibt die Botschaft der Bibel, wie z. B. in Micha 6,8: „Der HERR hat euch doch längst gesagt, was gut ist! Er fordert von euch Menschen nur eines: Haltet euch an das Recht, begegnet anderen mit Güte, und lebt in Ehrfurcht vor eurem Gott!“

(Holger Höppner, 29.04.20)

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