(Leeres Grab bei Jerusalem) |
Die meisten von Ihnen werden den gestrigen Ostersonntag anders
verbracht haben, als Sie das üblicherweise in der Vergangenheit getan haben. Und
auch der heutige Ostermontag ist alles andere als das „same procedure as every
year“. Aber trotzdem gilt: Ostern 2020 ist deshalb nicht weniger Ostern, nur weil
wir uns nicht zum Gottesdienst versammeln können!
Das ist zweifellos traurig
und wir alle sind wohl froh und erleichtert, wenn diese Zeit der Kontaktsperre endlich
wieder vorüber ist. Doch was uns mit dem leeren Grab geschenkt wurde, bleibt
auch in diesem Jahr eine wichtige Botschaft, besser: die zentrale Botschaft,
die uns anvertraut ist – und der wir uns anvertrauen dürfen. Trotz allem gilt: „Der
Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!“
Die Auferstehung sprengt alle Vorstellungskraft, übersteigt jeden menschlichen
Verstand. Sie ist unlogisch, widerspricht jeder Erfahrung, jedem Wissen, jeder
Forschung. Ja, sie protestiert geradezu gegen all die scheinbaren Sicherheiten,
denen wir uns im Alltag anvertrauen, all den Bedingungen und Voraussetzungen,
die wir für selbstverständlich halten. Es klingt geradezu verrückt: Die
Auferstehung widerspricht im Grunde genommen dem Leben, so wie wir es kennen –
dem Leben mit all seinen Unzulänglichkeiten, mit all seinen Abgründen und
Perversitäten, mit all dem, was uns leiden lässt. So stellt sie sich auch gegen
das letzte Ende, das uns ereilen wird: den Tod.
Auch in diesem Jahr dürfen wir bestaunen, was Gott an
Ostern vollbracht hat und was unser ganzes Leben bestimmen kann: Ein leeres
Grab, das voll von Hoffnung ist. Ein Versprechen, dass der Tod nur die letzte
Barriere ist, die Gott schon längst überwunden hat. Ein Auferstandener, der den
Weg vorausgeht, auf dem auch wir eines Tages unser Ziel finden werden.
Vielleicht mögen Sie mit folgenden Worten beten:
Herr, das Leiden deines Sohnes
war nicht das Ende.
In ihm hast du neues Leben geschaffen
und uns neues Leben versprochen.
Darum bitten wir dich:
Lass uns das Leben mit seinen hellen, aber auch mit seinen dunklen Stunden
aus deiner Hand annehmen, mit Würde gestalten und mit Sinn füllen.
Und wenn wir am Ende sind, dann mach du einen neuen Anfang.
Wecke in uns Freude, wenn wir traurig sind.
Wecke in uns Lebensmut, wenn wir verzweifeln wollen.
Wecke in uns die Kraft deines Geistes, wenn uns die Kräfte schwinden.
Wecke in uns Hoffnung, wo wir nur Elend sehen.
Wecke in uns Glauben, wenn wir an dir zweifeln.
Wecke in uns das Leben, Wenn wir dem Tode nahe sind.
Amen.
(Holger Höppner, 13.04.20)
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