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Donnerstag, 30. April 2020

Weihnachten kann einpacken … ein Blog-Beitrag von Juliane Schild

Weihnachten kann einpacken… 

Das war einer der Gedanken, der mir beim letzten Besuch in der sonst fast leeren Friedenskirche, an einem stillen Sonnabendnachmittag, im Angesicht der neuen Osterkerze, kam.

Das ist natürlich ein merkwürdiger Gedanke, allerdings nicht der Verrückteste, der mir in der letzten Zeit gekommen ist.

Ich habe mich zum Beispiel schon gefragt, ob es vielleicht bereits einen „Corona-Untergrund“ gibt, wo Friseurinnen heimlich ihre Kunden besuchen und ganz dezent schick machen oder ob sich in irgendwelchen Kellern oder Höhlen wieder Christen treffen, um im Verborgenen Gottesdienst zu feiern.

Ob ich sicherheitshalber 200 Euro bei mir tragen soll, nur für den Fall, dass ich demnächst, völlig unberechenbar, nicht mehr verhindern kann, jemanden öffentlich zu umarmen. Einfach so. Weil ich das Grüßen aus der Ferne satt habe. Aber Bargeld ist da ja nicht vonnöten, die Polizei nimmt EC-Cash.

Wie wir demnächst wohl Abendmahl feiern werden? Denn die Gewissheit, dass wir das wieder tun werden, lass ich mir doch nicht nehmen. Füllen wir den Traubensaft in Waffelbecher? Das wäre hygi-enisch und nachhaltig, denn eines steht fest – die Müllmengen wegen der sicherlich angebrachten vielfachen Benutzung von Einwegprodukten dürften beachtlich sein.

Ich fühle mich da gar nicht so einsam, ich habe den Eindruck, viele Menschen machen sich Gedanken und wahrscheinlich auch Sorgen, wie wir in einem wie auch immer aussehenden „Danach“ leben und miteinander umgehen werden. Werden wir mehr aufeinander aufpassen oder wird es eine Art „Befreiung der Ellenbogen“ geben und alle versuchen so schnell wie möglich, wieder alles zu erleben? Da ist viel Platz für Hoffnungen aber auch Befürchtungen.

Was hat das alles mit Weihnachten zu tun? Natürlich in dem Sinne erst einmal gar nichts.
Ich hatte eher ein Empfinden von Advent. Eine Woche nach Ostern. Das ist verrückt. Der HERR ist gerade auferstanden und ich warte schon wieder, dass ER kommt. Aber genau so fühlt es sich an. Dieses Sehnen, das Warten, dass es endlich soweit sein wird. Dass wir wieder Gottesdienste feiern. Dass wir uns wiedersehen. Ich kann mich an kein Weihnachten erinnern, auf welches ich mit solcher Vorfreude hingewartet habe. Wenn das kein Advent ist, kann Weihnachten von mir aus einpacken.

Dazu noch ein kleiner Gruß aus der Oberlausitz.
Als Zeichen der Hoffnung dienen dort mancherorts Herrnhuter Sterne. Das finde ich gar nicht verrückt, sondern mindestens genauso schön wie Regenbögen.




© epd-bild / Rainer Oettel     

(Dieser heutige Blog-Beitrag ist von Juliane Schild, eine der Lektorinnen in der Friedenskirche bei uns in Disteln.)

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