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Freitag, 1. Mai 2020

Hau ab!

Seit Wochen werden die Nachrichten von der Corona-Krise beherrscht, so dass man fast den Eindruck haben kann, es gebe nichts anderes mehr. Dass das nicht stimmt, ist eigentlich klar, allerdings gehen im Moment viele andere Themen und Meldungen einfach unter und werden nicht wahrgenommen.

Eine dieser Nachrichten ist die über Patrick Asomugha, Priester einer Gemeinde in Kaiserslautern. Oder richtiger: Ehemaliger Priester dieser Gemeinde, denn Herr Asomugha zieht weg. Nicht etwa, weil er etwas Besseres gefunden hätte, sondern weil er massiv bedroht wurde. Es gab Sachbeschädigungen und sogar Morddrohungen. Und warum? Weil er eine schwarze Hautfarbe hat und darum in den Augen derer, die ihn angegangen sind, in unserem Land nichts zu suchen hat.

Gegen Menschen zu hetzen ist in unserem Land leider nichts Neues. Im Gegenteil. Der Hass und die Gewalt gegen alles, was irgendwie anders ist, wird immer offensiver und lauter. Im Netz, wo man sich anonym verstecken kann, aber auch auf der Straße.

Was geht in den Köpfen solcher Leute vor? Ist es die Unzufriedenheit mit sich selber? Der Frust über das eigene Leben, über die Arbeit, den Nachbarn, das Geld? Sucht man die Schuld für die eigene Situation bei jemand anderem? Häufig wird das wohl so sein. Das ist ja im Zweifelsfall auch die einfachste Lösung, denn dann muss man ja nicht über sich selber nachdenken und versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen.

Der Apostel Paulus sagt dazu: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!“ Das ist oftmals leichter gesagt als getan. Aber es hilft vielleicht schon, wenn man sich klar macht, dass andere Menschen nicht unbedingt etwas dafür können, dass ich schlecht gelaunt bin oder mich ärgere. Und eigentlich weiß ich doch auch, dass es mir nicht besser geht, wenn ich über andere schlecht denke oder ihnen aggressiv, möglicherweise sogar mit Gewalt, gegenübertrete. Wie sagt doch der Volksmund? „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“

Es kostet vielleicht manchmal Überwindung, anderen Menschen freundlich zu begegnen, sie meinen Frust nicht spüren zu lassen. Aber die Erfahrung, dass ein Lächeln in der Regel erwidert wird, haben wir alle schon gemacht.

Ob man die Fremdenhasser und Wutbürger, die Fakenews-Verbreiter und Ewig-Gestrigen mit einem Bibelvers überzeugen kann, das weiß ich nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich da große Zweifel, aber alle, die guten Willens sind, können auch auf diese Weise dazu beitragen, das Miteinander etwas freundlicher und entspannter zu gestalten.

(Holger Höppner, 01.05.20)

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