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Samstag, 9. Mai 2020

"Man kann dieses Land nur mit gebrochenem Herzen lieben."

So sagte es unser Bundespräsident gestern - am 75. Jahrestag des Endes des zweiten Weltkriegs.
Weil unser Land verantwortlich war für millionenfachen Mord und Abermillionen an Kriegstoten, und diese Verantwortung auch uns Heutige, uns Nachgeborene angeht:
"Man kann dieses Land nur mit gebrochenem Herzen lieben."

Ein wenig in die zweite Reihe rückte dieser Gedenktag gestern - in diesen Zeiten.
Es gab keinen großer Staatsakt, keine internationale gemeinsame Gedenkveranstaltung, jede Nation gedachte für sich und blieb unter sich.

So beschrieb es die "Süddeutsche Zeitung":

Die Corona-Pandemie zwingt alle zu sich nach Hause. Die Briten, die Franzosen, die Russen, die Deutschen und all die anderen - sie gedenken für sich alleine.
Vielleicht, ja wahrscheinlich sogar ist das der Grund dafür, dass der Bundespräsident dieses Mal vor allem zum eigenen Volk spricht.
Mit mahnenden Worten und einer sehr klaren Botschaft: Kümmert euch um Europa. Deutschland habe sich nach dem Krieg geschworen: "Nie wieder!"
Für ihn, den Bundespräsidenten, heiße das vor allem: "Nie wieder allein!"
Dieser Satz gelte nirgendwo so sehr wie in Europa. "Wir müssen als Europäer denken, fühlen und handeln", sagt Steinmeier. "Wenn wir Europa, auch in und nach dieser Pandemie, nicht zusammenhalten, dann erweisen wir uns des 8. Mai nicht als würdig."

Nie wieder allein - nie wieder jeder nur für sich - nie wieder nur ich und wir zuerst - das gilt je länger je mehr bei allen wichtigen Themen unserer Zeit.
Wie eine "Pandemie" laut Definition eine länder- und kontinentübergreifende Angelegenheit ist, genauso ist es die Frage nach dem Frieden und das Verhindern einer Klimakatastrophe auch.

Man kann also auch unsere Welt heute nur mit gebrochenem Herzen lieben, und damit die eigene Beteiligung und Mitschuld an so manchem, was ist, nicht verleugnen.
Und lieben, ja lieben. "Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe, das sind Worte und Taten ..."
So beginnt der Text eines modernen Kirchenliedes.

Gedenken an Furchtbares in der Vergangenheit und Gegenwart - in Worten und Taten.
Also: Versuchen, besser zu machen.
Und dieser Versuch darf kein halbherziger sein und kein Lippenbekenntnis in Sonntagsreden.
Um Gottes willen - und unseretwillen.

Burkhard Müller - 09. Mai 2020


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