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Mittwoch, 27. Mai 2020

Von 100 auf 0

Durbar Square, Boudhanath Stupa, Pashaputinath – alles Sehenswürdigkeiten, die man bei einer Reise nach Kathmandu in Nepal auf jeden Fall besucht. Ich jedenfalls habe das sogar schon mehrfach getan. Zuletzt vor 2 Jahren. Alleine ist man dort nie, wie überhaupt in Kathmandu. Überall gibt es Menschenmengen in dieser unglaublich lauten, chaotischen, schmutzigen und gleichermaßen faszinierenden Hauptstadt eines wunderschönes Landes. 
Boudhanath Stupa 
Zur Zeit allerdings sieht alles anders aus. Seit mehr als 2 Monaten hat das Corona-Virus auch Nepal fest im Griff. Die sonst so übervollen Straßen, auf denen Autos, Motorräder, Fahrräder, Fußgänger, Rikschas und Tiere unterwegs sind, sind nahezu verwaist. Das öffentliche Leben ist völlig zum Stillstand gekommen. Es ist fast so, wie bei uns, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Staat notleidenden Menschen und Betrieben keinerlei Unterstützung zukommen lässt, weil ihm dazu schlichtweg die Möglichkeiten fehlen. 
Schon vor 1 Monat habe ich einen Hilferuf von Dinesh erhalten, dem Bergführer, mit dem ich vor 2 Jahren unterwegs war. Er schrieb: „Schon vor dem Lockdown hatte ich 3 Monate keine Arbeit und auch in den kommenden 6 Monaten wird das so bleiben, weil es keine Touristen mehr gibt. Ich habe das große Problem, dass ich mir nichts zu essen und zu trinken kaufen kann und auch auf alles andere verzichten muss, weil ich kein Geld verdiene.“ Außerdem erzählt er, dass die Menschen in Scharen Kathmandu verließen, um in ihre Heimatdörfer zurückzukehren, weil es eben keine Arbeit mehr gebe. 
Eine wirklich dramatische Situation, zeigt sich doch wieder einmal, dass arme Länder ungleich schwerer von Katastrophen getroffen werden, als z. B. unser reiches Deutschland. 

Heute bin ich dann auf einen Film gestoßen (https://www.youtube.com/watch?v=uhOduGlB_94&feature=youtu.be&fbclid=IwAR0VlF3SHII57qGXpxTnSvHPgHb0AojCkK6FRSLUR59pG99KivG-In4DkgE), der die aktuelle Situation in Kathmandu beschreibt, allerdings unter einem ganz anderen Fokus. Am Ende wird nämlich die vorsichtige Hoffnung geäußert: Vielleicht lernen wir aus der jetzigen Situation, dass wir mehr auf unsere Stadt, aufeinander und auf uns selber achten müssen. Der Himmel und die Straßen, die viel sauberer sind als sonst, haben eine Botschaft an uns alle: Es ist unsere Aufgabe, verantwortungsvoller zu leben, mit unserer Stadt und mit der Natur so umzugehen, als wenn es unser eigenes Zuhause wäre – weil: das ist es!

Ob sich diese Erkenntnis wohl weltweit durchsetzen wird? Wie hat Burkhard Müller gestern in seinem Blogbeitrag geschrieben? „Wunder gibt es immer wieder!“ – Solch ein Wunder würde ich mir wünschen.

(Holger Höppner, 27.05.20)

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